Ordnungsmittelanalyse zur beruflichen Pflegeausbildung – Neuordnungen als eigene Angelegenheit der Bundesländer

ordnungsmittelanalyse zur beruflichen PflegeausbildungFrank Arens

Wissenschaftlicher Verlag Berlin, Berlin, 2022, 464 Seiten, 69,80 €, ISBN 9783961383078

 

Die generalistische Pflegeausbildung wurde in Deutschland zu Beginn des Jahres 2020 mit dem Pflegeberufegesetz (PflBG), damit verbundenen Verordnungen und Rahmenlehrplänen auf den Weg gebracht. Während diese rechtlichen Vorgaben bundesweit gültig sind, wurde im Sinne des föderalistischen Systems die Verantwortung zur Umsetzung des Bundesgesetzes an die Länder übertragen. Wie unterschiedlich diese Umsetzung in den einzelnen Bundesländern stattgefunden hat, ist Forschungsgegenstand dieses Buches.

Das Buch ist Teil der Schriftenreihe „Berufsbildungsforschung Pflege und Gesundheit“, herausgegeben von Frank Arens und Elfriede Brinker-Meyendriesch. Frank Arens ist Lehrender in der Pflege, Verfasser mehrerer Schriften u. a. zur Berufsbildung und war Mitglied in der Fachkommission nach § 53 PflBG zur Erstellung der Rahmenlehrpläne für die generalistische Pflegeausbildung.

Für eine Analyse der Umsetzung der generalistischen Ausbildung in den einzelnen Bundesländern konzentriert sich der Autor auf sogenannte Ordnungsmittel, also alle Rechtsnormen und Unterlagen mit Rechtsverbindlichkeit.

Der erste Teil des Buches, der ca. 100 Seiten umfasst, wird dazu genutzt, die Entwicklung vor und seit Einführung des Pflegeberufegesetzes darzulegen und die Auswirkungen auf zahlreiche Bereiche werden angerissen. Anschließend wird begründet, warum eine Ordnungsmittelanalyse aus Sicht des Autors ein probates Mittel ist, um die juristischen Grundvoraussetzungen für die Umsetzung der Ausbildung in den einzelnen Bundesländern aufzuzeigen und miteinander zu vergleichen.
Auf den folgenden knapp 300 Seiten folgt eine detaillierte Auflistung der Ordnungsmittel zu herausgearbeiteten Schwerpunkten, wie z. B. Bestimmungen zum Zugang zur Ausbildung oder Mindestanforderungen an Schulleitungen und Lehrkräfte. Jeder Schwerpunkt der Ordnungsmittelanalyse hat dabei ein eigenes Kapitel und ist durch das umfangreiche Inhaltsverzeichnis schnell auffindbar. In der Regel bietet der Autor zu jedem Aspekt eine tabellarische Übersicht mit Vergleichen zwischen den Bundesländern und ergänzt diese mit erklärendem Fließtext und Stichpunkten.
Nach einer Reflexion der Ordnungsmittelanalyse gibt der Autor anschließend Anregungen zur weiteren Berufsbildungsforschung.

Diskussion

Es ist der erste Satz des Vorwortes von Frau Brinker- Meyendriesch, der aus Sicht des Rezensenten zentral ist: „Dies ist kein Buch, das man durchlesen kann!“ Wer den Anspruch an das Buch hat, eine kurze und klare Darstellung der Umsetzung der generalistischen Ausbildung zu bekommen, wird enttäuscht sein. Wer diesen Anspruch erhebt, hat allerdings aus Sicht des Rezensenten die Realität des föderalistischen Bildungssystems und der noch komplexeren der Schullandschaft im Bereich Pflege verstanden.

Diese Landschaft ist vielmehr unübersichtlich, komplex und von Eigenheiten der Bundesländer geprägt. Zudem ist dieses Buch zwei Jahre nach der Verabschiedung des Gesetzes entstanden, und somit die Jahre der Corona-Pandemie, die sowohl den Gesundheitsbereich als auch den Bildungsbereich stark geprägt hat und die Dynamik sowie die Herausforderungen der neuen Pflegeausbildung damit deutlich erhöht hat.

Dennoch gelingt es Frank Arens mit seiner Ordnungsmittelanalyse eine Ordnung in dieses System zu bringen. Der Rezensent, selbst Schulleiter, erkennt in den vorhandenen Oberthemen der Analyse alle Fragen wieder, die aus seiner Sicht im Bereich der Rechtsnormen relevant sind. 

Das Inhaltsverzeichnis dient damit als Nachschlagewerk zu allen relevanten Ordnungsmitteln und ermöglicht gleichzeitig einen Vergleich innerhalb der Bundesländer. Besonders anschaulich sind dabei die Tabellen, die einen direkten, übersichtlichen Vergleich der jeweiligen Ordnungsmittel in den Bundesländern ermöglichen. Bei näherem Interesse zu den entsprechenden Themen kann der Fließtext gelesen werden.
Anhand des Seitenumfangs zu den einzelnen Analysepunkten können Leser*innen schnell erkennen, wo die Unterschiede zwischen den Bundesländern größer sind und wo eine höhere Einheitlichkeit besteht. Dieses Buch eignet sich daher als Nachschlagewerk für Schulleitungen, Lehrende, Berufsbildungsforschende, Studierende und weitere berufspolitisch Interessierte. Es kann einen wertvollen Beitrag für viele Forschungsarbeiten zur generalistischen Pflegeausbildung leisten, die aus Sicht des Rezensenten dringend notwendig ist.

Ein kleines Manko bleibt: Die Aktualität des Buches bei der gleichzeitigen Dynamik der Entwicklungen in diesem Arbeitsfeld bedeutet zugleich auch eine schnelle Halbwertszeit des Wissens. Entwicklungen wie z. B. das Pflegestudiumstärkungsgesetz konnten in dieser Analyse verständlicherweise keine Berücksichtigung finden. Eine Erweiterung dieses Buches im Rahmen einer Neuauflage ist deshalb eine gute Möglichkeit dieses Buch auch in Zukunft als Nachschlagwerk zu sichern.

Eine Rezension von Simon Ludwig-Pricha